Archiv des Autors: Alexander Florian

noch mehr Literatur

Ich habe es schon wieder getan: Mir ein paar weitere Bücher für meine Doktorarbeit ausgeliehen. Eigentlich bin ich ja schon seit ein paar Wochen an dem Punkt angelangt, wo ich (fast) alle Quellen in meine Datenbank eingepflegt hatte und nun „nur“ noch die Textauszüge zusammenschreiben muss. Aber es kommt erstaunlicherweise immer wieder vor, dass ich in den Literaturverzeichnissen interessante Publikationen entdecke und sie mir dann halt bestelle. Trotzdem habe ich mir schon ein paar Mal geschworen, keine neuen Bücher mehr anzuschauen, da ich sicherlich genug Material habe. Deshalb soll es diesmal wirklich zum letzten Mal gewesen sein (das haben mir auch Gabi und Eva empfohlen)…

Inzwischen habe ich auch meine Vorgehensweise geändert. Bisher hatte ich den verwegenen Plan, bis zu einem Tag X (den ich schon mehrfach verschoben habe) alle Literatur zu erfassen und ab diesem Tag X meine Arbeit daraus zu „basteln“. Nun habe ich schon mit dem Schreiben angefangen und mache halt parallel die letzte Auswertung und schaue zwischendurch in die neuen Bücher rein. Das klingt jetzt nach mehr, als es eigentlich ist, denn so habe ich Abwechslung. Und das Entscheidende: seit ich am „Endtext“ schreibe, kann ich viel besser auswählen und es ist nicht mehr so ein Gefühl, eine Trockenübung zu betreiben. Am Ende war das Füllen meiner Datenbank eigentlich nichts anderes mehr, denn vieles davon werde ich kaum in der Arbeit verwerten können.

Dennoch war die Arbeit sicherlich nicht umsonst oder unnötig. Ich habe nämlich die Vermutung, dass die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Dissertation so eine Art rautenförmige Entwicklung ist (<>). Denn zuerst ist ein Grundwissen da, das wird dann immer mehr ausgeweitet und vertieft, also immer breiter, sodass es irgendwann viel zu viel (Detail-)Wissen ist. Also geht es darum, nun wieder zu verdichten, auszuwählen und Schwerpunkte zu setzen. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass in meinem Fall die meiste Arbeit schon getan ist, bevor ich nun mit dem Zusammenschreiben starte. Genauer gesagt: ich mache es ja schon und momentan läuft es so wie erhofft – ich kann relativ problemlos die Seiten füllen, da ich viel weiß, für mich eine Struktur rausgearbeitet habe und lediglich mein umfangreiches Ausgangsmaterial bündeln muss. Es macht sogar Spaß, da ich nun endlich „loslegen“ und das Wissen „loswerden“ kann 🙂 Das erinnert mich an eine Aussage von Frank, wonach das Ergebnis der Doktorarbeit für ihn selbst am Ende banal und simpel erschien, denn er hatte so viel außen rum erarbeitet, dass dies im verdichteten Text nur teilweise unterzubringen war. Und wie gesagt: so ähnlich geht es mir auch gerade. Auch wenn es billig klingt, ist der Prozess während der Doktorarbeit wohl mindestens genauso wichtig wie das Ergebnis hinterher.

Artikel veröffentlicht

Unterrichtswissenschaft

Juhu, der Artikel für die Unterrichtswissenschaft ist nun veröffentlicht 🙂

Ganz, A. & Reinmann, G. (2007). Blended Learning in der Lehrerfortbildung – Evaluation einer Fortbildungsinitiative zum Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht. Unterrichtswissenschaft, 35 (2), 169-191

Das Abstract gibt es hier.

Ich habe den Artikel noch nicht gesehen, ich hoffe, es wurden alle Änderungen durchgeführt, von denen ich berichtet hatte.

PS: Momentan gibt es eine Menge, über die ich berichten könnte. In den folgenden Beiträgen will ich mich im Lauf der nächsten Tage/Wochen mit der Semesterevaluation, meiner Doktorarbeit und meinem aktuellen Projekt („Projektleiter“ für eine Homepage) auseinandersetzen.

Semesterbeginn

Letzte Woche ist der Seminarbetrieb im Sommersemester 2007 gestartet. Wie schon geschrieben, biete ich diesmal vier Seminare an, wobei ich an zweien „nur“ mitwirke. Und genau das war auch für mich zu spüren, denn meiner Meinung nach ist es mir in den Einführungssitzungen bei „meinen“ beiden Veranstaltungen besser gelungen, die Intention zu vermitteln, als in den beiden anderen Seminaren, wo ich einmal Gabi vertreten habe und beim anderen Mal Ruben assistiert habe. Das liegt wohl einfach daran, dass ich, auch wenn ich bei den beiden Seminaren als Ko-Dozent bei der Planung und Vorbereitung mit eingebunden war, mein „involvement“ nicht ähnlich umfassend wie bei „meinen“ alleinigen Veranstaltungen ist.

Ansonsten noch kurz der Hinweis auf ein neues System. Das Konzept zum Begleitstudium wurde überarbeitet, u. a. durch Tom und Tobias, und nun soll, auch mithilfe des dafür eingerichteten elgg eine Art Portfolio-Plattform entstehen. Ich bin dort auch registriert, um für das von mit betreute Teletutoring-Angebot dort abzubilden. Inzwischen wurde auch unsere Kursverwaltung über studip umgezogen und geupdatet, darum kümmert sich jetzt vorwiegend das Videolabor (als Teil einer neuen Einheit, aber darüber werde ich später ausführlicher berichten). Jedenfalls hat der Umzug super geklappt (bis auf 1-2 kleinere Probleme) und es haben sich uniweit sehr viele andere Einrichtungen angeschlossen 🙂

Überlegungen zu Auswahlverfahren

Ich hatte ja kürzlich darüber geschrieben, dass es in den Seminaren zu Semesterbeginn immer wieder zu großen Bewegungen bei den Teilnehmern kommt und hier auch auf die Rolle des Auswahlverfahrens verwiesen. Nun hat Christian das aufgegriffen und seine Überlegungen dazu ausgeführt. Ich kann es nur empfehlen, seinen Beitrag zu lesen, da er sich dieser Thematik etwas ausführlicher widmet. Ich war nämlich, ehrlich gesagt, etwas zu faul, mich differenzierter damit auseinander zu setzen, dabei zeigt er sehr schön auf, welche vielfältigen Aspekte zu betrachten sind und dass das eine wichtige Frage ist. Jedenfalls kann ich bestätigen, dass es zu meiner Zeit an der Uni Köln ebenfalls zu diesen „evolutionären“ Entwicklungen kam, da war das sogar mehr oder weniger vorgesehen, denn die ersten beiden Wochen wurden kaum Inhalte behandelt, sondern fast immer nur das Seminar vorgestellt und häufig erst in der zweiten Woche endgültig die Referate vergeben; deshalb war ich in Augsburg anfangs überrascht, da es hier zum Teil schon in der ersten Sitzung richtig zur Sache geht 😉

PS: Christian hat mir übrigens erzählt, dass er sich dieses Semester die Zeit genommen hat, mit seinen Studenten über deren Erwartung zu sprechen. Er hat dabei interessante Einblicke erhalten – mal schauen, ob er darüber auch noch was schreibt…

Austausch zur Evaluation

Heute war ich mal wieder in Dillingen. Dort war Prof. Wallet mit seinem Team von der Uni Rouen zu Besuch. Da deren Deutschkenntnisse und unser Französisch nicht gut genug waren (und Englisch auch nicht optimal war), haben wir mit Dolmetscherin gearbeitet (bzw. eine deutsche Doktorandin, die dort lebt und arbeitet). Es war ein gute Arbeitsatmosphäre und das französische Team war sehr interessiert an unseren Evaluationsergebnissen und für mich war es etwas überraschend, dass sie die Evaluation insgesamt (vier verschiedene Erhebungen) als sehr umfangreich empfanden – da habe ich in den letzten zwei Jahren wohl doch etwas geschafft 😉 Jedenfalls war es eine interessante Erfahrung, immer nur ein paar Sätze zu sagen, dann zu warten und danach weiterzumachen. Leider ist bei mir von den 13 Schuljahren Französischunterricht nicht mehr viel hängen geblieben. Ich habe zwar fast alles verstanden, kann aber selbst kaum noch reden; da fehlt einfach die regelmäßige Übung. Ach ja, vielleicht noch abschließend der Grund des Besuchs: In Frankreich wird der Aufbaukurs nun auch implementiert (mit einigen Abweichungen) und das Team von der Uni Rouen wird dort die Evaluation übernehmen, weshalb sie an unseren Erfahrungen interessiert waren. Daneben haben noch Eva und Johannes das Intel-Projekt und kurz die Folgestudie vorgestellt. Außerdem waren wir in einem sehr guten Restaurant am Mittag 🙂

du kommst hier net rein

Bevor ich demnächst in einem weiteren Beitrag etwas ausführlicher auf die erste Woche im aktuellen Sommersemester eingehe, kurz eine Beobachtung und eine Überlegung. Zunächst ist es erfreulich, dass sich das erweiterte Lehrangebot, welches aufgrund der zusätzlichen Stellen über die Studienbeiträge ermöglicht wurde, dahingehend auswirkt, dass nun die einzelnen Veranstaltungen nicht mehr so überlaufen sind (ich habe eine Veranstaltung mit 7 und eine mit 14 Teilnehmern, die beiden anderen sind etwas größer). Damit wird auch ein anderes Problem, das bisher öfters vorkam, „entschärft“. Nämlich die Frage: Was mache ich mit denjenigen, die beim Seminar mitmachen wollen, aber nicht reingelost wurden? Da ich wohl recht gutmütig bin, habe ich im letzten Semester z. B. bei der „Sozialpsychologie des Internet“ statt ca. 40 über 50 mitmachen lassen (einfach alle, die bei der ersten Sitzung da waren). Im Nachhinein gab es dann einige Beschwerden, da der Raum einfach nicht auf so eine große Anzahl ausgelegt war…

Naja, in diesem Semester war bisher nur das Wiki-Seminar „überbucht“. Mit Ruben habe ich nun entschieden, dass da auch ein Großteil derjenigen, die in der ersten Sitzung da waren, teilnehmen können. Damit ist zwar etwas die Konzeption überfällig, da die Aufgaben und Referatsthemen auf maximal zwei Personen ausgelegt waren, aber es wird auch mit ein paar Teilnehmern mehr funktionieren.

Jedenfalls weiß ich noch immer nicht genau,  wie so etwas zu handhaben ist. Nur diejenigen nehmen, die Losglück hatten? Dann kommen eventuell diejenigen zu kurz, die motivierter und interessierter sind. Letztlich ist das wohl nur situativ und fallbezogen zu entscheiden, wobei verschiedene Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind, z. B. die oben angesprochende Raumsituation oder die Flexibilität des Seminarkonzepts.

Lehrer-Online: Evaluation

Etwas verspätet (ich war ja im Urlaub) möchte ich mich nun etwas ausführlicher mit der Evaluation von lehrer-online.de beschäftigen, wobei die Ergebnisse der vier Teilstudien positiv ausfallen (übrigens vom IWM durchgeführt). Daneben schreibt Richard, dass er durch die Evaluation viele kleine hilfreiche Hinweise erhalten hat. Meine Eindrücke habe ich zusammen im Austausch mit Gabi besprochen und wir kam zu folgender Einschätzung:

Insgesamt entsteht als erster Impuls bei den vielfältigen und häufig sehr detaillierten Ergebnissen, dass mit einer zunehmenden Optimierung von Portalen wohl kein übermäßiger Nutzen mehr generiert werden kann. Es geht also eher darum, die Portalangebote und die Portalinhalte „zum Leben zu erwecken“, was in den Texten leider nicht eingehender thematisiert wird. Zudem wird nicht problematisiert, dass wieder nur vorrangig technikaffine Personen das Portal besuchen, obwohl dieser Befund, ähnlich wie bei der Intel2-Evaluation, vorliegt. Hier wäre auch interessant gewesen, inwiefern sich erfahrene Nutzer unterscheiden von weniger erfahrenen Lehrkräften.

Jedenfalls scheint dies die größte Herausforderung im Bereich Schule zu sein: diejenigen zu erreichen, deren medienbezogene Einstellung weniger positiv ausfällt als bei den Befragten. Dies klingt in gewisser Weise auch in der Empfehlung eines Experten an, der vorschlägt, den Bereich zur Medienkompetenz noch stärker um die pädagogische Komponente auszubauen und dabei auch den Aspekt der Schulentwicklung zu berücksichtigen (wobei dies, wie er selbst anmerkt, durchaus zu weit gehen kann).

Ansonsten sind noch folgende Aspekte aufgefallen:

  • Es wäre interessant gewesen zu wissen, wie viele Lehrer jeweils aus einer Schule gekommen sind (im Sinne des Multiplikatoreneffekts).
  • Das die Rubrik Unterricht die wichtigste für die Nutzer ist, ist nicht weiter erstaunlich. Hier wird erkennbar, dass die Lehrer sozusagen nach Instrumenten und Methoden lechzen, danach, dass man ihnen sagt, was sie machen sollen. Das ist zum einen verständlich, zum anderen könnte dies auf Mängel der Ausbildung zurückzuführen sein. Hier könnte auch eine Anknüpfung zu Intel2 stattfinden, denn es wird ebenfalls deutlich, dass die Befragten die Materialen für ihren Unterricht anpassen (wofür sie bei Intel2 eine Vorgehensweise erlernen könnten).
  • Interessant finde ich, dass die Effekte des Medieneinsatzes vorrangig im Bereich der Motivationssteigerung gesehen werden, wobei auch betont wird, dass die Medienkompetenz ausgebaut wird und im Zusammenhang mit der Nutzung von Priomolo sogar kollaborative Lernziele erreicht werden können. Das korrespondiert in gewisser Weise mit der Intel2-Evaluation. Hier ist also noch Verbesserungsspielraum, denn die Steigerung überfachlicher Kompetenzen könnte bei entsprechenden didaktischen Einsatzszenarien noch erhöht werden (so wie es beispielsweise beim selbstgesteuertem Lernen schon anklingt) – bisher dominiert beim pädagogischen Zweck „nur“ die Bereitstellung von Unterrichtsmaterial, also eher „organisatorisch-distributive“ Ausrichtungen. Auch hier könnte eine Verbindung mit entsprechenden Fortbildungsangeboten sinnvoll sein. Immerhin wird von der Hälfte der Befragten lo-net für längerfristige Vorhaben eingesetzt.
  • Und schließlich: Personalisierung wollen die Lehrer offenbar nicht. Es wäre aber interessant, ob so etwas bezogen auf die Schule gewünscht wird. Auch der Community-Gedanke scheint noch nicht so richtig ausgeprägt, dies zeigt sich z. B. daran, dass die Foren kaum genutzt werden (wie bei Intel2) und auch lo-net nur von einem Drittel für Gruppenarbeit oder zum kollegialen Austausch genutzt wird. Hier werden die geplanten Fachcommunities sicher wertvolle Impulse setzen.