Ich habe es schon wieder getan: Mir ein paar weitere Bücher für meine Doktorarbeit ausgeliehen. Eigentlich bin ich ja schon seit ein paar Wochen an dem Punkt angelangt, wo ich (fast) alle Quellen in meine Datenbank eingepflegt hatte und nun „nur“ noch die Textauszüge zusammenschreiben muss. Aber es kommt erstaunlicherweise immer wieder vor, dass ich in den Literaturverzeichnissen interessante Publikationen entdecke und sie mir dann halt bestelle. Trotzdem habe ich mir schon ein paar Mal geschworen, keine neuen Bücher mehr anzuschauen, da ich sicherlich genug Material habe. Deshalb soll es diesmal wirklich zum letzten Mal gewesen sein (das haben mir auch Gabi und Eva empfohlen)…
Inzwischen habe ich auch meine Vorgehensweise geändert. Bisher hatte ich den verwegenen Plan, bis zu einem Tag X (den ich schon mehrfach verschoben habe) alle Literatur zu erfassen und ab diesem Tag X meine Arbeit daraus zu „basteln“. Nun habe ich schon mit dem Schreiben angefangen und mache halt parallel die letzte Auswertung und schaue zwischendurch in die neuen Bücher rein. Das klingt jetzt nach mehr, als es eigentlich ist, denn so habe ich Abwechslung. Und das Entscheidende: seit ich am „Endtext“ schreibe, kann ich viel besser auswählen und es ist nicht mehr so ein Gefühl, eine Trockenübung zu betreiben. Am Ende war das Füllen meiner Datenbank eigentlich nichts anderes mehr, denn vieles davon werde ich kaum in der Arbeit verwerten können.
Dennoch war die Arbeit sicherlich nicht umsonst oder unnötig. Ich habe nämlich die Vermutung, dass die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Dissertation so eine Art rautenförmige Entwicklung ist (<>). Denn zuerst ist ein Grundwissen da, das wird dann immer mehr ausgeweitet und vertieft, also immer breiter, sodass es irgendwann viel zu viel (Detail-)Wissen ist. Also geht es darum, nun wieder zu verdichten, auszuwählen und Schwerpunkte zu setzen. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass in meinem Fall die meiste Arbeit schon getan ist, bevor ich nun mit dem Zusammenschreiben starte. Genauer gesagt: ich mache es ja schon und momentan läuft es so wie erhofft – ich kann relativ problemlos die Seiten füllen, da ich viel weiß, für mich eine Struktur rausgearbeitet habe und lediglich mein umfangreiches Ausgangsmaterial bündeln muss. Es macht sogar Spaß, da ich nun endlich „loslegen“ und das Wissen „loswerden“ kann 🙂 Das erinnert mich an eine Aussage von Frank, wonach das Ergebnis der Doktorarbeit für ihn selbst am Ende banal und simpel erschien, denn er hatte so viel außen rum erarbeitet, dass dies im verdichteten Text nur teilweise unterzubringen war. Und wie gesagt: so ähnlich geht es mir auch gerade. Auch wenn es billig klingt, ist der Prozess während der Doktorarbeit wohl mindestens genauso wichtig wie das Ergebnis hinterher.