Lehrer-Online: Evaluation

Etwas verspätet (ich war ja im Urlaub) möchte ich mich nun etwas ausführlicher mit der Evaluation von lehrer-online.de beschäftigen, wobei die Ergebnisse der vier Teilstudien positiv ausfallen (übrigens vom IWM durchgeführt). Daneben schreibt Richard, dass er durch die Evaluation viele kleine hilfreiche Hinweise erhalten hat. Meine Eindrücke habe ich zusammen im Austausch mit Gabi besprochen und wir kam zu folgender Einschätzung:

Insgesamt entsteht als erster Impuls bei den vielfältigen und häufig sehr detaillierten Ergebnissen, dass mit einer zunehmenden Optimierung von Portalen wohl kein übermäßiger Nutzen mehr generiert werden kann. Es geht also eher darum, die Portalangebote und die Portalinhalte „zum Leben zu erwecken“, was in den Texten leider nicht eingehender thematisiert wird. Zudem wird nicht problematisiert, dass wieder nur vorrangig technikaffine Personen das Portal besuchen, obwohl dieser Befund, ähnlich wie bei der Intel2-Evaluation, vorliegt. Hier wäre auch interessant gewesen, inwiefern sich erfahrene Nutzer unterscheiden von weniger erfahrenen Lehrkräften.

Jedenfalls scheint dies die größte Herausforderung im Bereich Schule zu sein: diejenigen zu erreichen, deren medienbezogene Einstellung weniger positiv ausfällt als bei den Befragten. Dies klingt in gewisser Weise auch in der Empfehlung eines Experten an, der vorschlägt, den Bereich zur Medienkompetenz noch stärker um die pädagogische Komponente auszubauen und dabei auch den Aspekt der Schulentwicklung zu berücksichtigen (wobei dies, wie er selbst anmerkt, durchaus zu weit gehen kann).

Ansonsten sind noch folgende Aspekte aufgefallen:

  • Es wäre interessant gewesen zu wissen, wie viele Lehrer jeweils aus einer Schule gekommen sind (im Sinne des Multiplikatoreneffekts).
  • Das die Rubrik Unterricht die wichtigste für die Nutzer ist, ist nicht weiter erstaunlich. Hier wird erkennbar, dass die Lehrer sozusagen nach Instrumenten und Methoden lechzen, danach, dass man ihnen sagt, was sie machen sollen. Das ist zum einen verständlich, zum anderen könnte dies auf Mängel der Ausbildung zurückzuführen sein. Hier könnte auch eine Anknüpfung zu Intel2 stattfinden, denn es wird ebenfalls deutlich, dass die Befragten die Materialen für ihren Unterricht anpassen (wofür sie bei Intel2 eine Vorgehensweise erlernen könnten).
  • Interessant finde ich, dass die Effekte des Medieneinsatzes vorrangig im Bereich der Motivationssteigerung gesehen werden, wobei auch betont wird, dass die Medienkompetenz ausgebaut wird und im Zusammenhang mit der Nutzung von Priomolo sogar kollaborative Lernziele erreicht werden können. Das korrespondiert in gewisser Weise mit der Intel2-Evaluation. Hier ist also noch Verbesserungsspielraum, denn die Steigerung überfachlicher Kompetenzen könnte bei entsprechenden didaktischen Einsatzszenarien noch erhöht werden (so wie es beispielsweise beim selbstgesteuertem Lernen schon anklingt) – bisher dominiert beim pädagogischen Zweck „nur“ die Bereitstellung von Unterrichtsmaterial, also eher „organisatorisch-distributive“ Ausrichtungen. Auch hier könnte eine Verbindung mit entsprechenden Fortbildungsangeboten sinnvoll sein. Immerhin wird von der Hälfte der Befragten lo-net für längerfristige Vorhaben eingesetzt.
  • Und schließlich: Personalisierung wollen die Lehrer offenbar nicht. Es wäre aber interessant, ob so etwas bezogen auf die Schule gewünscht wird. Auch der Community-Gedanke scheint noch nicht so richtig ausgeprägt, dies zeigt sich z. B. daran, dass die Foren kaum genutzt werden (wie bei Intel2) und auch lo-net nur von einem Drittel für Gruppenarbeit oder zum kollegialen Austausch genutzt wird. Hier werden die geplanten Fachcommunities sicher wertvolle Impulse setzen.

5 Gedanken zu „Lehrer-Online: Evaluation

  1. Pingback: Tim Schlotfeldt und Bildungsberatung

  2. Sebastian

    Es ist ein schönes Projekt, aber meiner Meinung mit nur wenig Zukunftschancen. Die meisten Lehrer sind doch höheren Alters und können mit einem Community-Feeling nichts anfangen. Außerdem wollen viele bestimmt Anonym bleiben und haben Angst dem Internet zu viele Information von sich bereitzustellen. Da kann sich keiner ein offenes Profil von sich vorstellen.

    Könnt ich mir jedenfalls so denken…

  3. Alexander Ganz

    Hallo Sebastian,
    das stimmt schon, dass es noch manche Hürden gibt, z. B. die Mediensozialisationen der älteren Lehrergeneration. Andererseits gibt es viele Studien, dass Computer mehr und mehr zum Alltag wird in Schule und Unterricht(svorbereitung). Zudem wird immer wieder von Lehrerseite der Wunsche nach Erfahrungsaustausch geäußert, insofern bietet der Community-Ansatz schon Potential…

  4. Bernd

    Bei jährlich 2600 Arbeitsstunden jährlich, 2 korrekturintensive Fächer – hoher Mirgantenanteil – Mitarbeit in der Schulselbstverwaltung – Mitarbeit europaweiter Projekte ohne nennenswerten Zeitausgleich – Übernahme Zusatzarbeiten ausgeschiedener angestellter Mitarbeiter ( Bibliothek/Kopierer … ), dabei relativiert sich Zusatzaufwand: Ein ergänzendes Thema zur Schulpraxis findet sich hier: http://www.deutschland-debatte.de/2007/06/11/lehrerarbeitszeit/

  5. Alex

    Hallo Bernd,
    vielen Dank für den Hinweis. Ich teile die Einschätzung, dass Lehrer einen sehr anstrengenden und zeitaufwändigen Beruf haben, eventuell ist das in diesem Beitrag nicht so klar geworden.
    Ich denke, in zwei anderen Einträgen von mir ist das deutlicher (hier und hier).

    Viele Grüße,
    Alex

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.