Nachdem ich gestern schon kurz über die Didacta und den Intel-Stand geschrieben hatte, will ich jetzt über die von mir durchgeführte Umfrage berichten.
Zunächst vorneweg: es ist nach Anlaufschwierigkeiten besser gelaufen als erhofft und ich habe insgesamt 410 Fragebögen (349 Lehrer- und 61 Studentenfragebögen) gesammelt 🙂
Doch nun der Reihe nach. Am Montag ist es bisschen schleppend losgegangen. Das lag daran, dass noch nicht so viel auf der Messe los war. Außerdem habe ich am ersten Tag kaum mithelfen können, da ich noch einige Dinge regeln musste und auch erst am Mittag in Hannover ankam. Und zusätzlich habe ich Marco, mein Assistent für Montag und Dienstag (von Intel bezahlt), in den ersten Stunden nur im Umfeld des Intel-Standes arbeiten lassen (wo, wie schon berichtet, nicht so viel los war). Später habe ich mich dann aber nach Rücksprache dazu entschieden, in die Halle mit den Schulbuchverlagen zu wechseln und dort Lehrer anzusprechen. Das war auch deshalb kein Problem, da die Umfrage von der Uni Augsburg durchgeführt wurde und es das neue Intel-Logo nicht mehr rechtzeitig auf den Fragebogen „geschafft“ hatte (was im Nachhinein sogar ein Vorteil war).
Jedenfalls habe ich Montag und Dienstag schnell festgestellt, dass es ziemlich anstrengend ist, den ganzen Tag in der trockenen Luft einer Messehalle rumzulaufen und wildfremde Menschen anzusprechen, um für eine Kurz-Befragung zu werben. Nachdem ich meine Hemmungen etwas abgebaut hatte, wurde ich etwas besser. Angeregt wurde ich auch durch Ruben und Rüdiger, die am Mittwoch und Donnerstag hochmotiviert mitgeholfen haben. Während ich zunächst fast nur einzelne Messebesucher angesprochen habe, die entspannt wirkten, sind Ruben und Rüdiger auch auf ganze Gruppen zugegangen. Und das hat am Ende auch bei mir funktioniert 😉 Aber ich bin wirklich sehr dankbar, dass Ruben und Rüdiger mitgemacht haben. Sie haben in unseren zweistündigen Befragungsphasen meistens doppelt so viele Fragebögen gesammelt wie ich 🙂 Ab Mittwoch kamen sogar noch freiwillig zwei Intel-Praktikanten dazu, die immer dann, wenn sie kurz Zeit hatten, mitgelaufen sind.
Die Befragung selbst war sehr interessant. Da ich zunächst sehr selektiv entspannt wirkende Messebesucher angesprochen hatte, war meine Mitmachquote sehr hoch (ca. 7-8 von 10). Später als ich, durch Ruben und Rüdiger animiert, etwas wahlloser auf die Messebesucher zugegangen bin, ist diese Quote auf 40-60% gesunken.
Alles in allem war die Bereitschaft schon sehr hoch. Das hing zum einen damit zusammen, dass wir von der Uni kamen. Und dass die Befragung wirklich sehr kurz ist (14 Fragen, max. 2 Minuten). Natürlich hat das Notebook-Gewinnspiel auch eine Rolle gespielt. Das habe ich aber fast immer erst dann erzählt, als die Angesprochenen schon stehen geblieben sind – insofern war es wohl nur bei den wenigsten entscheidend (manche wollte beim Gewinnspiel auch gar nicht mitmachen), zumindest war das bei mir so. Die Tageszeit war auch nicht unwichtig. Vormittags waren viele noch entspannt. Mittags waren viele genervt. Und gegen Nachmittag ging es dann wieder (vermutlich hatten viele ihr Messeprogramm dann schon hinter sich).
Daneben war auch der Interviewer-Effekt interessant. Bei uns Männern haben tendenziell etwas mehr Frauen mitgemacht und bei der Intel-Praktikantin haben die angesprochenen Männer mehr Bereitschaft gezeigt, an der Befragung teilzunehmen 😉
Zusätzlich wurde mir von Rüdiger erzählt, dass er den Eindruck hatte, das Antwortverhalten sei dadurch beeinflusst, ob einzelne Befragte den Fragebogen alleine bearbeiten oder ob ihn mehrere Befragte parallel beantworten (also eine Gruppe, bei der alle mitmachen und jeder seinen eigenen Fragebogen ausfüllt). So sei es wohl dazu gekommen, dass die einzelnen Befragten eher angaben, lieber alleine zu lernen, während die Befragten aus den Gruppen ankreuzten, dass sie es bevorzugen würden, im Team zu lernen – wobei Rüdiger auch gesagt hat, dass dieser subjektive Eindruck möglicherweise durch prägnante Einzelbeispiele verfälscht ist…
Und schließlich noch fand ich die Gespräche, die immer wieder durch den Fragebogen zustande kamen, sehr interessant. Dabei wurde mal wieder deutlich, wie wenig standardisierte Umfrage-Ergebnisse aussagen. Obwohl ich in meiner Doktorarbeit überwiegend quantitativ arbeite, was aufgrund meiner hohen Fallzahlen gar nicht anders möglich ist, stelle ich regelmäßig fest, wieviel mehr Informationen in „qualitativen Daten“ steckt. Als Beispiel will ich noch kurz die Frage nach der technischen Ausstattung an Schulen anführen. Die Befragten sollte diese technische Ausstattung in Schulnoten bewerten. Und wenig überraschend ist eine „2“ nicht unbedingt eine „2“ bzw. heißt es nicht, dass eine „2“ besser als eine „4“ sein muss. So haben manche ganz begeistert erzählt: „Wir haben eine super PC-Raum, also ist unsere Ausstattung mindestens gut (2)“. Andere haben gesagt: „Wir haben zwar ein paar PC-Räume, mir reicht das aber nicht, ich will in jedem Klassenzimmer einen Beamer etc., also gebe ich nur eine Vier“. Solche Details gehen in den scheinbar objektiven Fragebogen-Auswertungen leider häufig unter. Jedenfalls bin ich mal gespannt, welche Ergebnisse die Auswertung liefern wird. Ich werde darüber berichten…